Weißstorch - Klapperstorch

Der Weißstorch (Ciconia ciconia), auch Klapperstorch genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Störche (Ciconiidae). Er war 1984 und 1994 in Deutschland Vogel des Jahres.

Weißstörche sind etwa 80 bis 100 cm lang und haben eine Flügelspannweite von etwa 200 bis 220 cm. Bis auf die schwarzen Schwungfedern ist das Federkleid rein weiß, Schnabel und Beine sind rötlich. Weißstörche haben ein Gewicht von etwa 2,5 bis 4,5 kg.

Die Stimme des Weißstorchs ist nur schwach ausgeprägt. Er verständigt sich durch Klappern mit dem Schnabel, deshalb wird er auch Klapperstorch genannt. Geklappert wird zur Begrüßung des Partners am Nest und zur Verteidigung gegen Nestkonkurrenten. Auch das Balzritual geht mit ausgiebigem gemeinsamem Schnabelklappern einher.

Der Weißstorch ernährt sich von Kleintieren wie Regenwürmern, Insekten, Froschlurchen, Mäusen, Ratten, Fischen, Eidechsen, Schlangen sowie von Aas. Selten frisst er Eier und Nestlinge anderer Vögel, vor allem bodenbrütender Arten. Er ist auf keine Nahrung spezialisiert, sondern frisst Beute, die häufig vorhanden ist. Deshalb bezeichnet man den Weißstorch als Nahrungsopportunisten. Auf der Insel Föhr ernähren sich die Weißstörche auch aus dem Wattenmeer und fressen dabei Krabben und Fische.

Seine Jagdmethode ist höchst charakteristisch und macht ihn schon aus weiter Entfernung erkennbar: Er schreitet auf der Suche nach Beute durch Wiesen und Sumpfland und stößt dann blitzartig mit dem Schnabel auf seine Beute herab. Daneben kann er auch wie ein Reiher mit angewinkelten Beinen an einem Mauseloch lauern und dann plötzlich zustoßen. In seichten Gewässern durchschnäbelt er das Wasser nach Beute.

Weißstörche benötigen täglich etwa ein Siebtel ihres Körpergewichts an Nahrung, was bei einem gemittelten Körpergewicht von 3,5 Kilogramm eines Weißstorches etwa 500 Gramm an notwendiger Nahrungsaufnahme entspricht. Dies bezieht sich auf größere Jagdbeute wie z. B. Mäuse oder Aas. Große Beutestücke bis knapp 1000 Gramm können als ganzes Stück verschlungen werden, da der Storchenschnabel für das Zerlegen von Beute und Aas nicht geeignet ist. Bei Kleinsttier-Nahrung wie Regenwürmern oder Insekten ist für den Storch eine deutlich höhere tägliche Nahrungsmenge erforderlich. Bei der Jagd und der Nahrungssuche kennt der Storch keine Beschränkungen hinsichtlich der Beuteart, lediglich bei der Aufzucht des ganz jungen Nachwuchses wird gezielt nach Regenwürmern, Insekten oder kleinen Fröschen gesucht.

Der Weißstorch, der ein Alter von über 35 Jahren erreichen kann, nistet auf Felsvorsprüngen, Bäumen, Gebäuden und Strommasten. Er besiedelt offene und halboffene Landschaften. Dabei bevorzugt er feuchte und wasserreiche Gegenden wie Flussauen und Grünlandniederungen. Er brütet in Europa von Spanien bis Russland, in Vorderasien von der Türkei bis in den Kaukasus sowie in Nordafrika. Weißstörche werden im Alter von etwa vier Jahren geschlechtsreif.

Der Nistplatz der Weißstörche wird als Horst bezeichnet. Die Brutzeit erstreckt sich von Anfang April bis Anfang August. Dabei wählt das früher ankommende Männchen den Standort so, dass sich in rund drei bis fünf Kilometer Umkreis ausreichend große Nahrungsgründe finden. Die Verknappung solcher Gebiete selbst im ländlichen Raum Süddeutschlands führt dazu, dass man kaum noch die früheren großen Storchenkolonien mit bis zu fünf Horsten auf einem Hausdach oder mehr als 50 Nestern in einem Dorf findet.

Da ein Storchenpaar seinem Horst über Jahrzehnte treu bleibt und der Nestbau nie abgeschlossen wird, kann der Horst eine Höhe von mehreren Metern und ein Gewicht von zwei Tonnen erreichen[6] – kein anderer europäischer Vogel betreibt einen derart großen Nestbau. Der Wechsel eines Nests geschieht in der Regel dann, wenn sich das Männchen mit einem neuen Weibchen paart oder im Vorjahr ein Bruterfolg ausblieb.

In der Obhut eines Tierparks kann es bei Anfütterung auch zur Überwinterung eines Storchenpaares am Nistplatz kommen. Das Gelege besteht aus 2 bis 8 Eiern, durchschnittlich aus 3,81 Eiern, weiß mit feiner Körnung und doppelt so groß wie ein Hühnerei. Die Brutzeit, in der beide Partner abwechselnd brüten, dauert 30 bis 32 Tage; durchschnittlich werden dabei 2,96 Jungstörche ausgebrütet. Die anschließende Nestlingszeit dauert zwischen 58 und 64 Tagen. Der Bruterfolg pro Nest ist in Mitteleuropa weitgehend unabhängig von der menschlichen Besiedelungsdichte in der Umgebung.

Der hohe Aufwand bei der Brutpflege hat jedoch auch seine Nachteile. Bei einem zu knappen Nahrungsangebot, kann es bei Weißtörchen zu Infantizid, dem Töten des eigenen Nachwuchses kommen. In der Regel opfern die Altvögel in solchen Fällen das schwächste Junge, bzw. die schwächeren Jungtiere, um die Überlebenschancen für den Rest der Brut zu erhöhen.

Der Weißstorch ist ein Zugvogel, der meistens jährlich weite Strecken zwischen seinen Brutquartieren und seinen Winterquartieren in Afrika südlich der Sahara zurücklegt. Der Weißstorch ist ein Segelflieger, der zum Zug warme Aufwinde (Thermik) nutzt. Da über dem Wasser keine Thermik entsteht, umfliegt der Weißstorch das Mittelmeer, um nach Afrika zu gelangen.

So ziehen die „Oststörche“ über den Bosporus, das Jordantal und die Sinaihalbinsel nach Afrika. Sie ziehen das Niltal hinauf bis in den Sudan. Von dort aus geht der Zug weiter in Richtung Ostafrika. Die Winterquartiere der Oststörche befinden sich in Ost- bis Südafrika. Dabei legen sie eine Entfernung von etwa 10.000 km zurück. Für diese Strecke benötigen sie ein bis anderthalb Monate. Der Flug in Richtung Süden wird meist Mitte bis Ende August angetreten, wobei die Jungstörche ein bis zwei Wochen früher als die Altvögel starten. Der Rückflug beginnt in Afrika Mitte Februar, die Rückkehr erfolgt meist Anfang März bis Anfang April.

Die Zugscheide verläuft etwa vom Alpennordrand über Lech, Regnitz, Kyffhäuser, den Südwesten des Harzes, Osnabrück bis zum IJsselmeer. Die so genannten „Weststörche“ fliegen bei Gibraltar über das Mittelmeer, um in Westafrika vom Senegal bis zum Tschadsee den Winter zu verbringen. Die Westzieher sind im Frühjahr eher in den Brutgebieten zurück als die Ostzieher (die Mehrzahl der in Brandenburg und Osteuropa nistenden Weißstörche), die über die Türkei nach Afrika ziehen.

Es gibt zahlreiche Variationen zwischen reinen Westrouten- und Ostroutenziehern. Nur wenige Vögel nehmen die mittlere Zugroute über Italien nach Tunesien.

Eine zunehmende Anzahl westziehender Störche aus Mitteleuropa verkürzt die Reiseroute und verbleibt für den Winter auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika, wo sich die Tiere im Bereich menschlicher Ansiedlungen aufhalten und ihre Nahrung vor allem an Mülldeponien finden. Immer wieder verbleiben Störche auch über die Winterzeit in ihren Sommerstandorten. Bisher handelte es sich dabei in den meisten Fällen um ausgewilderte Tiere, die auf Grund von Verletzungen an den Menschen gewöhnt waren und ein gestörtes Zugverhalten aufwiesen; daher war oft eine Hege dieser einzelnen Tiere auch weiterhin über den Winter notwendig. Zuletzt wurden aber auch echte Überwinterer beobachtet, so im Winter 2014/15 im Main-Kinzig-Kreis sechs Brutpaare.