Kolkrabe

Der Kolkrabe (Corvus corax) ist eine Singvogelart aus der Familie der Rabenvögel (Corvidae). Durch menschliche Verfolgung waren Kolkraben bis 1940 in weiten Teilen Mitteleuropas ausgerottet und haben sich danach durch nachlassende Verfolgung wieder ausgebreitet. Der wissenschaftliche Name Corvus corax setzt sich aus dem lateinischen Corvus und dem griechischen Corax zusammen, beides bedeutet „Rabe“. Kolk, die erste Silbe seines seit dem 16. Jahrhundert bezeugten deutschen Namens, ist vermutlich lautmalerischen Ursprungs, ahmt also den Ruf des Vogels nach.

Der Kolkrabe ist mit einer Körperlänge von 54 bis 67 cm und einer Flügelspannweite von 115 bis 130 cm größer als ein Mäusebussard und der mit Abstand größte europäische Rabenvogel. Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren ist bezüglich der Größe gering, Männchen sind im Mittel etwas größer und schwerer als Weibchen. In einer Untersuchung in Polen hatten adulte Männchen eine Flügellänge von 388–442 mm, im Mittel 423,3 mm und wogen 1080–1370 g, im Mittel 1254 g, Weibchen hatten eine Flügellänge von 395–433 mm, im Mittel 413,8 mm, und wogen 1070–1235 g, im Mittel 1147 g. Der Schnabel ist sehr groß und kräftig, der First des Oberschnabels ist deutlich nach unten gebogen.Bei adulten Vögeln ist das Gefieder einfarbig schwarz und je nach Lichteinfall metallisch grün oder blauviolett glänzend. Die Iris ist dunkelbraun, Beine und Schnabel sind schwarz. Die Federn an der Kehle sind verlängert und lanzettlich zugespitzt; vor allem wenn die Vögel rufen, stehen diese Federn deutlich ab. Der Schwanz ist am Ende deutlich keilförmig. Im Flug sind neben dem keilförmigen Schwanz die langen und im Handflügel deutlich verschmälerten Flügel sowie der kräftige Hals mit dem großen Kopf und dem großen Schnabel kennzeichnend.Im Jugendkleid fehlt dem Gefieder fast völlig der Metallglanz, es ist oberseits braunschwarz, auf der Unterseite braun. Allenfalls die Kehle zeigt einen schwachen Metallglanz. Die Federn der Kehle sind nicht verlängert, der Schwanz ist am Ende weniger keilförmig, sondern eher gerundet. Die Iris ist blaugrau. Nach der ersten Mauser fehlen immer noch die verlängerten Kehlfedern, im Alter von drei Jahren zeigen die Vögel das Adultkleid.Eine Varietät mit Partien weißen oder hellgrauen Gefieders (Weißbunter Rabe), die auf den Färöern vorkam, ist nach rücksichtsloser Nachstellung durch Trophäenjäger 1902 ausgestorben.Der am häufigsten zu hörende Ruf ist ein lautes und scharfes „kraa“, das bei Bedrohung geäußert wird; bei starker Bedrohung wird gereiht „kraa, kraa, kraa, kraa“ oder „rak, rak, rak, rak“ gerufen. Beim paarweisen Gleit- oder Schlagflug über weitere Strecken sowie bei mit der Balz in Verbindung stehenden Flugmanövern wie Luftrollen oder Wellenflügen wird häufig einzeln „klong“, „raok“ oder „oang“ gerufen. Darüber hinaus verfügen Kolkraben über eine große Vielfalt von Lautäußerungen; ihr Repertoire umfasst „mehrsilbige, an Kolken, Grunzen, Rülpsen, Knarren, Sirren bis zu hellen Xylophonklängen erinnernde Laute“, bei mitteleuropäischen Raben wurden mindestens 34 verschiedene Ruftypen gefunden. Schließlich imitieren Kolkraben gern Geräusche und Rufe anderer Tierarten: Rufe von Krähen, den Balzgesang des Auerhahns, Hundegebell.Kolkraben können ihre Stimmlage je nach Art der Bekanntschaft mit einem Artgenossen verändern: Auf fremde Artgenossen reagieren sie mit deutlich tieferer und rauerer Stimme als auf ihnen vertraute Raben, und ihnen aus früheren Begegnungen als „freundlich“ bekannte Raben werden mit höherer Stimme begrüßt als ihnen als „unfreundlich“ bekannte Individuen.[