Gelbspötter

Der Gelbspötter (Hippolais icterina) ist ein Singvogel aus der Familie der Rohrsängerartigen (Acrocephalidae). Dieser Spötter besiedelt Teile der westlichen und zentralen Paläarktis vom Nordosten Frankreichs, der Schweiz und dem Südwesten Skandinaviens nach Osten bis in das nordwestliche Vorland des Altai. Der Gelbspötter bewohnt ein breites Spektrum von Habitaten mit lockerem Baumbestand und höherem Gebüsch, in Mitteleuropa unter anderem Auwälder und feuchte Laubmischwälder, aber auch Feldgehölze, Friedhöfe und naturnahe Parkanlagen. Die Art ist Langstreckenzieher und überwintert im tropischen Zentral- und Südafrika.

Der Bestand gilt vor allem im Westen des Areals in Mitteleuropa als leicht rückläufig, als eine der Ursachen wird dort Konkurrenz mit dem zunehmenden und sich ausbreitenden Orpheusspötter vermutet. Weltweit wird der Gelbspötter von der IUCN aber aufgrund des großen Verbreitungsgebietes und des sehr hohen Gesamtbestandes als ungefährdet („least concern“) eingestuft.

Gelbspötter sind recht kleine, schlanke Singvögel mit eher großem Kopf, recht kräftigem Schnabel, langen Flügeln und relativ kurzem Schwanz. Sie sind verglichen mit anderen Spöttern recht auffallend gefärbt mit einer im frischen Gefieder bräunlich olivgrünen Ober- und einer hellgelben Unterseite, zeigen aber ansonsten wie alle Spötter keine auffallenden Zeichnungen. Die Geschlechter unterscheiden sich bezüglich Größe und Färbung nicht.

Mit einer Körperlänge von 12,0 bis 13,5 cm und einem Gewicht von 11 bis 19 g[1] ist die Art deutlich kleiner als ein Haussperling und nur etwa halb so schwer. Bei adulten Vögeln ist die gesamte Oberseite des Rumpfes sowie Hals und Kopf einfarbig bräunlich olivgrün. Die Zügelregion, der kurze Überaugenstreif sowie die Augenumgebung sind blassgelb. Die mittleren Armdecken sind dunkelbraun, die großen Armdecken olivbraun. Die Schwingen sind schwärzlich braun, die Handschwingen und die Schirmfedern zeigen schmale, die Armschwingen breitere gelbliche Säume an den Außenfahnen und gelbliche Spitzen. Die Steuerfedern sind dunkelbraun und sehr schmal heller braun gerandet. Die gesamte Rumpfunterseite, die Unterflügeldecken sowie die Unterschwanzdecken sind hell gelb, wobei die intensivere Gelbfärbung oft auf Kehle und Vorderbrust beschränkt ist. Brustseiten und Flanken zeigen einen bräunlichen Anflug.

Die Iris ist dunkelbraun. Der Schnabel ist deutlich zweifarbig; der Oberschnabel ist dunkelbraun, der gesamte Unterschnabel gelblich. Die Beine sind bleigrau.

Im Jugendkleid ist die Oberseite mehr braungrau und weniger oliv, die Unterseite blasser gelb mit ausgedehnter braunen Flanken. Schwingen, Steuerfedern und die Deckfedern der Oberseite sind warm bräunlich gerandet.

Die innerartliche Variation ist sehr gering und es werden keine Unterarten anerkannt.

Verwechslungsmöglichkeiten

Der im westlichen Europa und westlichen Mittelmeergebiet einschließlich Italien vorkommende Orpheusspötter ist dem Gelbspötter sehr ähnlich. Die Verbreitungsgebiete dieser Arten überschneiden sich im nordwestlichen Frankreich, in Belgien, in den Niederlanden und auch zunehmend im südwestlichen Deutschland. Der Flügel des Gelbspötters, genauer gesagt die Federn der Handschwingen, sind jedoch länger. Mit etwas Erfahrung kann man an sitzenden Tieren die längere sogenannte "Handschwingenprojektion" erkennen. Die Schirmfedern des Gelbspötters sind außerdem hell gerandet und bilden beim sitzenden Vogel ein aufgehelltes Feld auf dem Flügel, das beim Orpheusspötter fehlt. In Gebieten wo beide Arten vorkommen besiedelt der Orpheusspötter eher Buschvegetation in offenen Landschaften, ein Biotop das für Gelbspötter ungewöhnlich ist. Alle anderen Spötterarten Europas haben keine grün-gelbe, sondern eine grau-weiße oder braune-weiße Färbung.

Für vogelkundliche Anfänger ähnelt der Gelbspötter auch verschiedenen Laubsängern, wie Fitis und Zilpzalp. Laubsänger sind jedoch kleiner und gedrungener, ihr Schnabel deutlich dünner und kürzer.