Weinbergschnecke
Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) ist eine gehäusetragende Landschnecke, die systematisch zu den Landlungenschnecken (Stylommatophora) und hier zur Familie der Helicidae gerechnet wird.
Die Weinbergschnecke kommt in lichten Wäldern, Gebüschen und offenen Lebensräumen, vor allem auf kalkreichen, nicht zu trockenen Böden vor, teils auch kulturfolgend in nicht zu intensiv genutztem Kulturland. Sie ist sehr wärmeliebend und standorttreu. Im Gegensatz zu anderen Schneckenarten ist sie fähig, sich verschiedenen Lebensbedingungen anzupassen. Weinbergschnecken sind im Westen bis nach Mittelfrankreich und Südengland, im Norden bis nach Südschweden und -norwegen, im Osten bis nach Estland, Weißrussland und die westliche Ukraine sowie im Süden bis Norditalien, auf der Balkanhalbinsel bis nach Mazedonien verbreitet, wobei die Verbreitung der Art in (früh)historischer Zeit durch den Menschen gefördert wurde (vgl. die englische Bezeichnung „Roman snail“). Sie ist damit die in Europa am weitesten verbreitete Art der Gattung Helix – neben der kleineren, im Mittelmeerraum sowie in Westeuropa vorkommenden Gefleckten Weinbergschnecke (Helix aspersa oder auch Cornu aspersum), deren Gattungszugehörigkeit jedoch strittig ist.
In freier Natur kann sie ein Alter von acht Jahren erreichen, bei Gehegeschnecken ist bei guter Pflege eine Lebenserwartung von 20 Jahren nicht selten.
Wie bei Schnecken allgemein gliedert sich der Körper in Kopf, Fuß, Eingeweidesack und Mantel. Eine ausgewachsene Weinbergschnecke wird bis zu 10 cm lang und etwa 30 g schwer. Das braune Gehäuse erreicht einen Durchmesser von 3 bis 5 cm.
Die äußere Atmung erfolgt mit einem deutlich sichtbaren Atemloch, das in die Mantelhöhle führt, deren Wandung reich mit sauerstoffresorbierenden Blutgefäßen ausgestattet ist.
Die Weinbergschnecke bildet wie andere Gehäuseschnecken ein schraubig gewundenes Gehäuse aus Kalk, umgangssprachlich auch Schneckenhaus genannt. Es erreicht bei einer ausgewachsenen Weinbergschnecke einen Durchmesser von etwa 3 bis 5 cm. Es ist meist schmuddelig strohgelb mit quer verlaufenden Riefen, aber auch Brauntöne von beige bis dunkelbraun sind möglich. Manchmal ist das Gehäuse Ton in Ton gebändert. Es hat fast immer die Form einer rechtsgängigen Schraube. Nur bei etwa einem von 20.000 Exemplaren ist sie linksgängig. Diese Tiere nennt man auch Schneckenkönig. Der wissenschaftliche Gattungsname Helix bezieht sich auf die Schraubenform des Gehäuses.
Die Schnecke ist in der Lage, leichte bis mittelschwere Beschädigungen an ihrem „Haus“ zu reparieren.
Die Weinbergschnecke ernährt sich von weichen, welken Pflanzenteilen und Algenbewüchsen, die sie mit ihrer Raspelzunge, der Radula, auf der sich rund 40.000 Zähnchen befinden, abweidet.
Die Annahme, dass Weinbergschnecken die Gelege anderer Schnecken fressen würden, beruht möglicherweise auf Beobachtungen von Kannibalismus, der manchmal zwischen den Jungschnecken in der Bruthöhle auftritt. Bei erwachsenen Weinbergschnecken kommt weder Kannibalismus noch Fraß von anderen Schneckeneiern vor.
Weinbergschnecken sind auf einen Lebensraum angewiesen, in dem sie Kalk aufnehmen können. Diesen benötigen sie zur Stabilisierung ihres Schneckenhauses und zum Bau des Schutzdeckels für die Überwinterung. Wenn wenig Kalk in Boden und Gestein vorhanden ist, bilden die Tiere nur ein dünnwandiges, schwaches Gehäuse aus; die Deckel sind mitunter leicht zerbrechlich oder pergamentartig, was die Lebenserwartung herabsetzt und die natürlichen Verbreitungsgebiete begrenzt. In Gefangenschaft können der Weinbergschnecke Sepiaschalen oder Eierschalen als Kalkquelle angeboten werden.