Wilde Karde
Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum L., Syn.: Dipsacus sylvestris Huds.) ist eine Pflanzenart, die zur Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae) gehört. Der Name Dipsacus kommt aus dem griechischen dipsa für Durst: Nach Regen sammelt sich in den Trichtern der Stängelblätter das Wasser, das Vögel oder Wanderer trinken können.
Die Wilde Karde ist eine zweijährige Halbrosettenpflanze. Man nennt sie Zisternenpflanze, weil die gegenständigen, unten verwachsenen Blätter ein Wassersammelbecken (Phytotelm) bilden. Deren Funktion wird als Aufkriechschutz gegen Ameisen interpretiert. Möglicherweise stellt Insektenfang und Ansiedlung von Kleinlebewesen eine zusätzliche Stickstoffversorgung dar.
Blütenökologisch handelt es sich um „Körbchenblumen“. Die Entfaltung der Blüten geht von der Mitte des Blütenstandes aus und schreitet sowohl nach oben wie nach unten fort. Deshalb sieht man oft zwei Reihen von offenen Blüten; die dazwischen sind schon abgeblüht. Die Blüten sind vormännlich, mit einer 1 cm langen engen Röhre und herausragenden Narben und Staubbeuteln. Die Blüten werden reichlich von Insekten besucht. Der Nektar ist nur für langrüsselige Hummeln und Schmetterlinge erreichbar. Auch Selbstbestäubung ist erfolgreich.
Es handelt sich um einen typischen Tierstreuer, denn Tiere bleiben an allen stacheligen Pflanzenteilen, besonders aber an den Fruchtständen hängen. Die Früchte werden von den elastischen Spreublättern sowie durch den Rückschlag der ganzen Pflanze meterweit fortgeschleudert. Auch Windausbreitung und Bearbeitungsverbreitung, beispielsweise durch Stieglitze, findet statt. Fruchtreife ist von September bis Oktober.
Die Wilde Karde enthält das Glykosid Scabiosid, Terpene, Kaffeesäureverbindungen, organische Säuren, Glucoside und Saponine.
Im Mittelalter wurden Zubereitungen aus der Wurzel der Karde äußerlich bei Schrunden und Warzen verwendet.