Riesen Bärenklau

Riesen-Bärenklau

Verwechslungsmöglichkeiten bestehen in Mitteleuropa vor allem mit den großen einheimischen Doldenblütlern Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) und Engelwurzen (Wald-Engelwurz, Angelica sylvestris und Arznei-Engelwurz, Angelica archangelica).

Erscheinungsbild und Laubblatt

Der Riesen-Bärenklau wächst als zwei- bis mehrjährig-einmalblühende krautige Pflanze und erreicht als zweitjährige Pflanze oft innerhalb weniger Wochen eine Wuchshöhe bis zu drei Metern. Die größte bisher gemessene Pflanze, die ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde, erreichte eine Höhe von 3,65 Metern. Der mäßig dicht behaarte und meist purpurn gefleckte Stängel hat an seiner Basis einen Durchmesser von zwei bis zehn Zentimetern. Er besitzt oft zahlreiche große, dunkle oder weinrote Flecken.

Die Laubblätter erreichen normalerweise eine Länge von einem Meter, können jedoch samt Blattstiel auch drei Meter lang werden. Die Blattspreite kann drei- oder fünf- bis neunteilig fiederschnittig sein. Die seitlichen Blattabschnitte können mehr als einen Meter lang und mehr als 20 Zentimeter breit sein und sind meist ebenfalls tief geteilt.

Blütenstand, Blüten und Frucht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Nahaufnahme der Dolde mit den strahlenden Randblüten der Döldchen

Die sehr großen zentralen Blüten-Doppeldolden erreichen häufig einen Durchmesser von 30 bis 50 Zentimetern. Sie sind 30- bis 150-strahlig. Die Dolden einer einzigen Pflanze können bis zu 80.000 Einzelblüten enthalten und bis zu 15.000 Früchte (Doppelachänen mit jeweils zwei Samen) ausbilden. Die äußeren Blüten sind einseitig, vom Zentrum nach außen hin vergrößert (strahlend). Ihr Durchmesser beträgt 1 bis 2 Zentimeter. Der Durchmesser der Blüten im Inneren der Dolden dagegen beträgt nur 4 bis 8 Millimeter. Die Blütenfarbe ist weiß; die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis Juli.

Der Aufbau der Blüte entspricht der Grundform aller Doldenblütler und wird mit folgender Blütenformel beschrieben: {\displaystyle \star K_{5}\;\;C_{5}\;A_{5}\;G_{\overline {(2)}}}.

Die Achänen sind oval, flach, 10 bis 14 Millimeter lang, 6 bis 8 Millimeter breit und haben aufwärtsgebogene, borstig behaarte Randrippen sowie je vier dunkle Ölstriemen. Nach der Bildung der Achänen stirbt die Pflanze ab. Kommt sie nicht zur Blüte und zum Reifen der Früchte, kann die Pflanze mehrere Jahre leben. Aufgrund der hohen Zahl von Samen ist der Riesen-Bärenklau eine Pflanze mit ausgeprägter Ausbreitungsfähigkeit. Ihre Samen bleiben zudem über mehrere Jahre hinweg keimfähig. Auf die maximale Dauer der Keimfähigkeit kann aufgrund einzelner Erfahrungsberichte bei der Beseitigung von Riesen-Bärenklau-Pflanzen geschlossen werden. Bei zumindest einem Fall entstanden nach einer siebenjährigen Beweidung durch Schafe keine neuen Keimlinge mehr und der Bestand an dem Standort erlosch vollständig.

Die Samen des Riesen-Bärenklaus keimen sehr früh im Jahr aus; zur Aufhebung der Keimruhe benötigen sie eine Frosteinwirkung. Abhängig vom Mikroklima des jeweiligen Standorts kann das bereits Anfang bis Mitte Februar geschehen. Zusammen mit dem starken Wachstum der Pflanzen hat der Riesen-Bärenklau damit gegenüber konkurrierenden Pflanzenarten einen wesentlichen Vorteil. Einjährige Pflanzen erreichen zu Beginn des Monats Mai, wenn die meisten in Mitteleuropa heimischen Pflanzen noch kein stärkeres Längenwachstum aufweisen, bereits eine Höhe von bis zu einem Meter. Die großen Blätter verschatten die übrige Vegetation und behindern damit deren Entwicklung. Ende Juni können ausgewachsene zweitjährige Pflanzen bereits eine Höhe von mehr als 3 Metern erreicht haben.

Die Pflanze speichert Stärke in einer rübenartigen Verdickung an der Basis des Sprosses und den oberen Teilen der Wurzel. Das ermöglicht ihr, sowohl im zweiten Jahr sehr früh auszutreiben als auch nach Rückschnitt erneut nachzutreiben. Der Riesen-Bärenklau kann daher trotz mehrfachen Mähens zur Blüte gelangen. Blüht und fruchtet die Pflanze, wird dieses Speicherreservoir aufgebraucht und die Pflanze stirbt danach ab.

Der Riesen-Bärenklau zählt zu den stickstoffliebenden Pflanzen, stellt ansonsten aber wenig Ansprüche an den Boden. Lediglich mit sehr sauren Böden kommt er nicht zurecht. Selbst wenn der Samen keimt, sterben Keimlinge in stark saurem Milieu (pH 3,3 und weniger) innerhalb weniger Wochen wieder ab. Zur Bildung von Dolden und damit von Diasporen kommt es nur an sonnigen Standorten. Pflanzen an Standorten mit wenig Sonnenbestrahlung können allerdings mehrere Jahre überleben, ohne zur Blüte zu gelangen.

Der Riesen-Bärenklau enthält photosensibilisierende Substanzen sowie ätherische und fette Öle; letztere sind jedoch nur in den Ölstriemen der Früchte vorhanden. Zu den toxischen Komponenten zählen unter anderem die Furocumarine Xanthotoxin, Psoralen und Bergapten. Sie sind in fast allen Pflanzenbestandteilen enthalten. Giftfrei sind, soweit vorhanden, die weiße Innenauskleidung der hohlen Stängel; die Stängel selbst erst dann, wenn sie vollständig abgestorben sind und nur noch das weiße Zellskelett besteht.

Der Riesen-Bärenklau wird als invasiver (= eindringender) Neophyt eingestuft und seine Ausbreitung häufig sehr emotional wahrgenommen oder reißerisch in der Presse kommentiert. Diese Reaktion ist teilweise darauf zurückzuführen, dass die Pflanze erhebliche gesundheitliche Risiken in sich birgt und bereits bloße Berührungen ernsthafte gesundheitliche Schädigungen nach sich ziehen können.