Narzisse

Die Narzissen (Narcissus) bilden eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Amaryllidoideae innerhalb der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Die Art Narcissus pseudonarcissus wird oft auch Osterglocke genannt. Der natürliche Verbreitungsschwerpunkt liegt in Südwesteuropa und Nordwestafrika. Nur wenige Arten kommen auch im Küstengebiet des östlichen Mittelmeers vor. Innerhalb der Gattung bzw. der Systematik der Narzissen unterscheidet man je nach Autor zwischen 52 und 85 Arten und Hybriden.

Eine Bedeutung in der mitteleuropäischen Gartenkunst haben Narzissen seit der sogenannten orientalischen Phase von 1560 bis 1620, als sie gemeinsam mit Tulpen und Hyazinthen in die Gartenkultur gelangten. Heute gibt es mehr als 24.000 Kulturformen. Im Spätwinter und Frühjahr gehören Narzissen zu den wichtigsten Pflanzen des Blumenhandels.

Narzissen-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen, die je nach Art Wuchshöhen von 5 bis 80 Zentimetern erreichen. Zu den „Zwergen“ unter den Narzissen-Arten zählt Narcissus asturiensis, die von 5 bis 8 Zentimeter hoch wird. Zu den größten Arten zählt die in Mitteleuropa nur sehr selten angebaute Italienische Narzisse, die bis zu 80 Zentimeter lange Blütenstandsschäfte ausbildet.

Als Überdauerungsorgane bilden Narzissen-Arten Zwiebeln. Die Zwiebelbasis bei Narzissen wird von einer korkartigen Bodenplatte gebildet. Aus dieser entspringen die Saugwurzeln, die sich ringförmig am äußeren Rand befinden und bis zu 40 Zentimeter lang werden. Wenn die Pflanze im Hochsommer ihre Blätter einzieht, werden diese Saugwurzeln gleichfalls abgebaut.

Die Bezeichnung Narzisse leitet sich von dem griechischen Wort νάρκειν narkein ab, welches „betäuben“ bedeutet (vgl. Narkose). Die Weiße oder Dichternarzisse, die auch in Griechenland wächst, strömt tatsächlich einen sehr intensiven und betäubenden Geruch aus. Die Römer übernahmen den griechischen Pflanzennamen νάρκισσος als narcissus. Ovid hatte in seinen Metamorphosen die Sage von dem Jüngling Narkissos geschildert und dabei die Pflanze so eindeutig beschrieben, dass es sich zweifelsfrei um die heute als Narzissen bezeichneten Pflanzen handelte. Als Carl von Linné sein binäres System der Pflanzennamen (Binomen) schuf, behielt er das Wort Narcissus bei. Die Bezeichnung Narcissus poeticus für die Dichternarzisse ist allerdings erstmals von Matthias Lobelius verwendet worden.