Sichelwanze

Sichelwanzen (Nabidae) sind eine weltweit verbreitete Familie der Wanzen (Heteroptera). Kennzeichnendes Merkmal dieser Insekten (Insecta) ist ihr sichelförmig gebogener Stechrüssel (Rostrum), mit welchem sie als ausschließliche Räuber andere Insekten und Gliederfüßer (Arthropoden) aussaugen. Als Nützlinge gegen Gliederfüßer sind Sichelwanzen in der Landwirtschaft und im Gartenbau von Bedeutung.

Die Familie der Sichelwanzen umfasst weltweit etwa 500 Arten in 21 Gattungen. Es werden zwei Verwandtschaftsgruppen beziehungsweise Unterfamilien unterschieden, die sich in ihrer Gestalt und vor allem in der Form der Spermienübertragung unterscheiden: Die artenreicheren und schlanker gebauten Nabinae mit meist gelb-brauner Tarntracht und die weniger häufigen, überwiegend robuster gebauten Prostemmatinae mit überwiegend schwarz-roter, seltener schwarz-gelber Warntracht. Beide Gruppen sind in Europa vertreten. Hier sind 40 Arten nachgewiesen.Sichelwanzen sind weltweit verbreitet. Sie besiedeln eine Vielzahl verschiedener Lebensräume. Sie leben an der Bodenoberfläche, in Krautschichten und in Baumkronen, wobei die einzelnen Arten ihre eigenen Vorzugsbereiche besiedeln. Man findet sie sowohl in Wäldern und Gebüschen als auch in Offenlandbiotopen wie beispielsweise Wiesen und anderen Gras- und Krautfluren.Die Sichelwanzen der mitteleuropäischen Fauna werden etwa zwischen 5,5 und 11 Millimeter lang. Während die meisten Arten mehr oder weniger schlank gebaut sind, ist bei manchen Arten der Hinterleib auffällig verbreitert. Der viergliedrige Stechrüssel ist sichelförmig gebogen – daher die deutsche Bezeichnung. Dieser ähnelt dem dreigliedrigen, deutlich kräftigeren Rostrum der Raubwanzen (Reduviidae). Vor dem Halsschild (Pronotum) ist bei den meisten Arten ein mehr oder weniger deutlich abgesetzter Halsring entwickelt. Die vier- oder fünfgliedrigen Fühler sind lang und dünn, so lang oder kürzer als der Körper. Die Vorderbeine sind ebenfalls lang und dünn oder bei einigen Arten als kräftige Raubbeine ausgebildet mit oft deutlich verdickten und bedornten Schenkeln (Femur). Die Facettenaugen treten oft kugelig hervor; Punktaugen (Ocelli) sind vorhanden. Langflügelige Formen sind selten und kommen meist nur bei den Weibchen vor.Sichelwanzen leben ausschließlich räuberisch. Sie saugen an allen Entwicklungsstadien von Insekten und anderen Gliederfüßern. Die meisten Arten sind wenig wählerisch hinsichtlich ihrer Beutetiere. Sie sind polyphag. Andere sind dagegen auf ein eingeschränktes Beutespektrum spezialisiert, so die meisten Vertreter der Prostemmatinae. Die Nabinae stechen ihre Beute mit dem langen vorgestreckten Rostrum an, wobei die dünnen Vorderbeine selten eingesetzt werden. Die Arten der Unterfamilie der Prostemmatinae ergreifen ihre Beute dagegen mit den deutlich kräftigeren zu Raubbeinen entwickelten Vorderbeine und halten sie fest. Die verbreiterten und bedornten Schenkel sowie am Ende der Vorder- und Mittelbeine befindliche Felder aus Hafthaaren, sogenannte „Schwammsohlen“, unterstützen das Festhalten der Beute.