Glasflügel - Zimtwanze

Glasflügelwanzen (Rhopalidae) sind eine Familie der Wanzen (Heteroptera) innerhalb der Teilordnung Pentatomomorpha. Von ihnen sind mehr als 209 Arten in etwa 21 Gattungen bekannt. In Europa sind 33 Arten vertreten, von denen in Mitteleuropa 16 vorkommen. Bei vielen Arten ist das Corium der Hemielytren zwischen der Flügeläderung durchsichtig. Der deutschsprachige Trivialname Glasflügelwanzen deutet auf dieses Merkmal hin.

Die Glasflügelwanzen werden 4 bis 15 Millimeter lang und haben einen meist kräftigen und langgestreckten Körper. Sie unterscheiden sich aber stark in Körperform und auch Farbe voneinander. Die meisten Vertreter sind matt bräunlich gefärbt und haben Ähnlichkeit mit Arten der Orsillinae (Familie: Bodenwanzen (Lygaeidae)), was häufig zu Verwechslungen führt. Die übrigen, meist größeren Arten ähneln in Körperform und der kräftig Körperfarbe Arten der Lygaeinae (Familie: Bodenwanzen), Feuerwanzen (Pyrrhocoridae) und Largidae. Die Stirnplatte (Clypeus) der Kopfkapsel reicht über die Mandibeln hinaus. Es sind zwei Punktaugen (Ocelli) ausgebildet, die auf niedrigen sklerotisierten Tuberkeln sitzen. Die Fühler sind nie verbreitert und ihr erstes Glied ist basal eingeschnürt. Die Duftdrüsenöffnungen am Metathorax fehlen oder sind zurückgebildet. Die Familie hat deswegen im Englischen auch den Namen scentless (plant) bugs („geruchlose (Pflanzen)wanzen“). Die Membranen der Hemielytren tragen zahlreiche Flügeladern. Am Hinterleib befinden sich die Trichobothrien entlang einer geraden Linie auf dem dritten und vierten Sternum mediolateral und am fünften bis sechsten Sternum lateral. Am siebten Sternum sind sie auf der Seite des Segments schräg angeordnet. Innere Laterotergite sind ausgebildet. Bei den Nymphen liegen die Duftdrüsenöffnungen am Hinterleib dorsal jeweils zwischen dem vierten bis sechsten Tergum. Zwischen dem vierten und fünften Tergum ist die Öffnung – anders als bei allen übrigen Wanzen – etwas nach vorne versetzt. Der Ovipositor der Weibchen ist plattenförmig, ihr siebtes Sternum ist ungeteilt. Die Spermathek der Männchen besteht aus einem runden Bulbus, kleiner Pumpe und einem langen, in der Regel aufgewickelten Ductus. Bei der Unterfamilie Serinethinae sind die Duftdrüsenöffnungen am Hinterleib funktional, was vermutlich ein neotenisches Merkmal darstellt.Die Glasflügelwanzen ernähren sich phytophag von verschiedenen krautigen und holzigen Pflanzen. Sie saugen an reifen und unreifen Samen und bevorzugen Rosiden und Asteriden. Keiner ihrer Vertreter zählt zu den relevanten Schädlingen in der Landwirtschaft. Boisea trivittata kann jedoch durch ihre großen Aggregationen, die auch zur Überwinterung in Häuser eindringen, zum Lästling werden. Die Arten der Rhopalinae saugen an einer größeren Bandbreite von Pflanzen, die Arten der Serinethinae findet man hingegen in der Regel an Seifenbaumgewächsen⋅(Sapindaceae).