Gemeine Wespe

Die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) ist eine Wespenart aus der Gattung der Kurzkopfwespen (Vespula) und gehört damit zu den Echten Wespen (Vespinae). Neben der Deutschen Wespe (Vespula germanica) ist sie eine der häufigsten Wespenarten Mitteleuropas.

Die Königinnen der Gemeinen Wespe werden bis zu 20 Millimeter lang. Die Arbeiterinnen sind mit elf bis vierzehn Millimetern deutlich kleiner. Die Drohnen erreichen Körperlängen von dreizehn bis siebzehn Millimetern.

Von der sehr ähnlichen Deutschen Wespe kann die Gemeine Wespe anhand der Zeichnung auf der Stirnplatte (Clypeus) unterschieden werden. Während die Deutsche Wespe dort ein bis drei linienförmig angeordnete, schwarze Punkte oder einen kleinen geraden, oft etwas unterbrochenen schwarzen Strich aufweist, befindet sich auf der Stirnplatte der Gemeinen Wespe ein breiter schwarzer Strich, der sich nach unten hin verdickt. Die gelb-schwarze Hinterleibszeichnung ist sehr variabel und lässt daher keine sichere Artbestimmung zu.

Die erwachsenen Tiere (Imagines) ernähren sich vorwiegend vegetarisch von Nektar und anderen zuckerhaltigen Pflanzensäften. Die Larven werden mit zu Brei zerkauten Insekten oder anderem tierischem Eiweiß gefüttert. Bei der Nahrungssuche finden sich die Gemeinen Wespen oft auf Kuchen oder anderen zuckerhaltigen Nahrungsmitteln des Menschen ein und lassen sich von dieser einmal für sich entdeckten Nahrungsquelle nur schwer wieder vertreiben.

Ihre Anzahl und damit auch die Größe des Nestes nimmt rasch zu und wächst im Regelfall auf 3.000 bis 4.000 Individuen an, wobei die Nester bis zum Spätsommer kontinuierlich anwachsen. Mit dem Einsetzen der Produktion neuer Geschlechtstiere (in speziellen, etwas vergrößerten Zellen) im Spätsommer oder Frühherbst ist die Maximalgröße erreicht. Von da an nimmt die Individuenzahl rasch ab, da keine neuen Arbeiterinnen mehr produziert werden, bis das Nest im Herbst abstirbt. Die Koloniegröße erreicht etwa 500 bis 5000 Arbeiterinnen, das Nest besitzt dann etwa 3500 bis maximal etwa 15000 Brutzellen. Für Japan werden geringere Maximalstärken, bis 8500 Brutzellen, angegeben. Größere Völker existieren in Neuseeland, wohin die Art vom Menschen verschleppt wurde und wo Völker ausnahmsweise auch überwintern können, hier wurden bis zu 20000 Brutzellen gezählt.

Der gesamte Staat ist arbeitsteilig organisiert, das bedeutet, dass die Individuen entweder mit dem Nestbau, der Zellensäuberung, der Larvenfütterung, der Versorgung der Königin oder der Nahrungsbeschaffung beschäftigt sind. Die Brutpflege ist so intensiv wie bei den Bienen. Anders als bei diesen gibt es bei den Wespen keinen Schwänzeltanz als Kommunikation zu Entfernung und Richtung einer möglichen Futterquelle.

Aufgrund einer verringerten Pheromonabgabe durch die Königin und durch die verbesserte Versorgung der Larven entwickeln sich im Spätsommer oder Herbst fruchtbare Weibchen, die Königinnen der neuen Generation. Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Männchen (Drohnen), die nach erfolgter Paarung absterben. Zur Vermeidung von Inzucht verlassen auch einige der Männchen das Nest und suchen nach fruchtbaren Weibchen aus anderen Völkern, um sich mit diesen zu verpaaren.

Zur Überwältigung und Lähmung einer möglichen Insektenbeute oder zur Abwehr eines Störenfriedes oder Angreifers benutzen die Wespen ihren Stachel. Beim Stichvorgang wird der Stachel aus der Stachelkammer im Gaster, in dem er in Ruhelage verborgen ist, ausgefahren und auf das Opfer aufgedrückt, wobei die Wespe sich mit den Beinen festhält. Durch eine vibrierende Bewegung der den Stachel fixierenden Sklerite werden die beiden Stechborsten (oder Lanzetten) in schneller Bewegung abwechselnd vor und zurück bewegt, wobei sich diese durch ihre Widerhaken in der Haut verankern und durch die Bewegung den ganzen Stachel immer tiefer in die Einstichstelle ziehen. Die drei Teile des Stachels sind durch falzartige Verbindungen aneinander gekoppelt, aber für den Stechvorgang gegeneinander verschiebbar. Das Gift wird aus dem Reservoir der Giftblase durch einen zentralen Kanal im Stachel, der durch die beiden Stechborsten und die Stachelscheide begrenzt wird, in die Wunde appliziert. Anders als bei den Bienen verfügt der dritte Bestandteil des Stachels, die Stachelscheide, nicht über Widerhaken. Die Form der Widerhaken erlaubt leichteres Rückziehen, außerdem ist der Stechapparat durch Gelenke und Muskeln fester als bei Bienen im Gaster verankert. Deshalb können Wespen beliebig oft zustechen und dabei ihr Gift einspritzen. Der Stichreflex ist selbst bei zerteilten oder gerade verendeten Tieren noch vorhanden.