Erdwanze

Erdwanzen (Cydnidae) sind eine Familie der Wanzen (Heteroptera) innerhalb der Teilordnung Pentatomomorpha. Von ihnen sind etwa 560 Arten in ca. 110 Gattungen bekannt. In Europa sind 63 Arten vertreten, von denen 19 auch in Mitteleuropa auftreten. Ihren deutschen Namen verdanken die Tiere ihrer Lebensweise. Viele Arten leben im Erdboden und sind an die grabende Lebensweise körperlich gut angepasst. Im Laufe der Geschichte ihrer Erforschung wurde die Zusammensetzung und taxonomische Stellung der Familie stark und kontrovers diskutiert und auch heute noch sind diese nicht vollends geklärt.

Die Wanzen werden 2 bis 20 Millimeter lang. Die meisten Arten haben einen eiförmigen, gekrümmten, stark sklerotisierten Körper, der schwarz oder braun gefärbt ist und eine glatte, glänzende Oberfläche hat. Viele Arten haben Beine, die für das Graben modifiziert sind.

Der Kopf ist häufig breit und abgeflacht und ist quadratisch oder halbkreisförmig. Er und auch das Pronotum besitzen bei vielen Arten Dornen; diese sind umgewandelte Setae, die als mechanische Sinnesorgane dienen. Die Fühler sind fünfgliedrig. Die Hüften (Coxen) tragen distal abgeflachte Setae oder Borsten, die auf der Oberfläche der Schenkelringe (Trochanter) anliegen. Die Schienen (Tibien) sind mit zahlreichen langen Dornen versehen. Die dreigliedrigen Tarsen sind häufig zart und stark zurückgebildet. Am dritten bis siebten Sternum am Hinterleib sind Trichobothria ausgebildet, die in der Regel quer oder längs auf Höhe der Stigmen liegen. Die Stigmen am zweiten Hinterleibssegment liegen anders als bei den übrigen Segmenten auf einem membranösen Bereich seitlich am vorderen Teil des Sternums. Bei den Weibchen sind die achten Laterotergite verwachsen. Die Spermatheca der Männchen ist klein und hat zwei Flansche.

Die Nymphen haben ihre Duftdrüsenöffnungen am Hinterleib jeweils zwischen dem dritten bis sechsten Tergum. Bei einer Reihe von Arten sind die Nymphen am Hinterleib rot oder gelblich-weiß gefärbt.

Zwar gelten die Erdwanzen als verhältnismäßig primitive Gruppe der Pentatomoidea, dennoch besitzen viele Arten körperliche Anpassungen an das Leben im Erdboden. Dazu gehören der abgeflachte, vorne bedornte Kopf, die verbreiterten, abgeflachten und stark bedornten Vorderbeine, die glatte Körperoberfläche und die bei manchen Arten stark verdickten, kräftigen, stark bedornten Schenkel (Femora) der Hinterbeine. Bei vielen Individuen kann man an den Beinen, insbesondere an den spitz zulaufenden Vorderschienen, Abnutzungserscheinungen erkennen, die vermutlich aus der Grabtätigkeit resultieren. Die kammartigen Setae distal an den Hüften dienen vermutlich dazu zu verhindern, dass während des Grabens Staub oder ähnliches in das Gelenk zwischen Hüfte und Schenkelring eintritt. Die Richtigkeit dieser Vermutung vorausgesetzt würde dies bedeuten, dass das Graben ein ursprüngliches Merkmal darstellt, da sämtliche Arten der Familie – auch jene, die nicht graben – diese Setae besitzen. Bei vielen Arten ist ein Stridulationsorgan ausgebildet. Die Geräusche werden durch die Postcubitalader auf den Hemielytren und ein Tergum am Hinterleib erzeugt. Dabei handelt es sich vermutlich um ein plesiomorphes Merkmal der Pentatomoidea.